Lattek, Rangnick und Co: Trainer-Entlassungen zu Jahres-Start

von Carsten Germann3 hours ago
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FC Bayern München gegen 1899 Hoffenheim – Die beiden Kontrahenten in der Bundesliga verbindet nicht nur die Erinnerung an das legendäre Spitzenspiel vom 5. Dezember 2008 in München (2:1) mit „Hoffe“ als erfrischendem Herausforderer des Branchen-Riesen. Nein, Bayern und Hoffenheim hatten auch in der Trainerfrage einen nervösen Zeigefinger – und trennten sich am schnellsten zu Jahres-Start von einem Coach.

Ralf Rangnick („Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, dann müssen Sie nach München fahren. Wenn Sie flotten Fußball sehen wollen, sind Sie in Hoffenheim richtig.“) führte die Hoffenheimer als Coach 2008 in die Bundesliga und in das Spitzenduell gegen die Bayern.

  • Doch am 1. Januar 2011 waren seine Tage im Kraichgau gezählt. Marco Pezzauoli übernahm für den Aufstiegscoach, der inzwischen als Nationaltrainer von Österreich das Zepter schwingt.
  • An diesem Donnerstag wäre der große Udo Lattek († 2015) 90 Jahre alt geworden.

3-mal Meister in Folge – „Aus“ am 2. Januar

Ehre, wem Ehre gebührt.

  • Udo Lattek war mit 8 Deutschen Meisterschaften (6 davon mit Bayern, 2 mit Gladbach) nicht nur einer der erfolgreichsten Bundesliga-Trainer aller Zeiten, sondern mit 3 Titeln in Folge auch „Erfinder“ des FC Bayern-Erfolgsteams der 1970er-Jahre.
  • 1974 holte er mit den Bayern in Brüssel gegen Atlético Madrid (4:0) erstmals den Europapokal der Landesmeister nach München.
  • Zur Titelverteidigung 1975 in Paris kam es aber nicht. Bayern München und sein nicht minder von Legenden umwitterter Präsident Wilhelm Neudecker († 1993) feuerten Lattek am 2. Januar 1975.

Neudecker, der zusammen mit Manager Robert Schwan († 2002 / „Hinko, du Arschloch, du schreibst ab sofort Franz schreibt in BILD!“) und Trainer Zlatko „Tschik“ Cajkovski († 1998 / „Was brauche ich Wohnung, wenn ich zwei Punkte habe?“) den FC Bayern in den Sechzigerjahren praktisch erfunden hatte, war mit der Gesamtsituation unzufrieden.

  • Die Münchner Stars standen in der Liga nur auf Rang 14.
  • Im August 1974 hatten sie beim 0:6 gegen Kickers Offenbach in Frankfurt die höchste Auftakt-Niederlage aller Zeiten für einen Deutschen Meister einstecken müssen.

„Sie haben Recht, Herr Lattek, Sie sind entlassen!“

Am 2. Januar 1975 bat Neudecker zum Krisengipfel. „Es muss sich was ändern“, begann Lattek. „Sie haben Recht, Herr Lattek“, stimmte der Bayern-Boss durchaus zu, „Sie sind entlassen.“ Für Uli Hoeneß (73) bis heute ein Schock: „Udo Lattek war dafür verantwortlich, dass Paul Breitner und ich 1970 zum FC Bayern gekommen sind, Paul und ich wären sonst zu 1860 München gegangen.“ Lattek-Nachfolger wurde Dettmar Cramer („Solange besser möglich ist, ist gut nicht gut genug.“) und wurde mit den Bayern 2-mal Europacupsieger (1975 und 1976).

Er verstarb 2015 und im gleichen Jahr wie Lattek.

Die Bayern legten bei der frühesten Trainer-Entlassung in einem Kalenderjahr also vor. Das bedeutete aber nicht, dass der als „Trainer-Schleuder“ bekannte 1. FC Nürnberg, 1987von den Münchnern als Rekordmeister abgelöst, das nicht auch drauf hatte.

  • „Der Club“ feuerte Trainer Dieter Renner am 2. Januar 1994 und holte den Ex-Bayernprofi Rainer Zobel – Am Ende stieg Nürnberg aus der Bundesliga ab.
  • Vier Tage im neuen Jahr ließ man im gewohnt hektischen Hamburg verstreichen, ehe Willi Reimann am 4. Januar 1990 für Gerd-Volker Schock Platz machen musste.

Der inzwischen 74-jährige Lübecker, zuvor Assistent von Reimann, rettete den HSV 1990 vor dem Abstieg und führte die Norddeutschen 1991 in den UEFA-Cup. „Schock-n‘-Roll mit Furtok und Doll“, titelte BILD.



Herr Toni, hier schreie nur ich!

— Schiedsrichter Dieter Pauly (Rheydt) zu Toni Schumacher, 1. FC Köln