Das Bangen um Christian Eriksen, der Abschied von Joachim Löw, Bilder von vollen Stadien und distanzlosen Fans, aber auch Herzen und Tränen - Momente, die von dieser außergewöhnlichen Fußball-Europameisterschaft in Erinnerung bleiben werden:
Diesen Tag und diesen Moment wird der europäische Fußball wohl nie vergessen. Es läuft die 43. Minute im Spiel zwischen Dänemark und Finnland am zweiten EM-Tag. Der Däne Christian Eriksen bricht ohne gegnerische Einwirkung zusammen. Bei einem Einwurf geht der 29-Jährige dem Ball entgegen und sackt dann zu Boden. Die Spieler bilden einen Sichtschutz um ihren Mitspieler, einige weinen, Eriksen wird wiederbelebt. Kapitän Simon Kjaer tröstet Eriksens Freundin.
Vor dem ersten deutschen Spiel gegen Frankreich (0:1) sorgt eine missglückte Aktion von Greenpeace für Aufregung. Ein Motorschirm-Flieger gerät beim Versuch, einen Ball in die Münchner Arena zu werfen, in eine Stahlseilkonstruktion am Stadiondach, kommt ins Trudeln und kann nur mit großer Mühe einen Absturz in die Zuschauerränge verhindern. Zwei Menschen werden verletzt, der Mann wird abgeführt, Greenpeace entschuldigt sich.
Die Reaktionen auf Bastian Schweinsteiger als Experte für die ARD fielen gemischt aus. Beim ZDF machten Per Mertesacker und Christoph Kramer einen guten Job. Erfrischend und beeindruckend trat aber auch die deutsche Torhüterin Almuth Schult auf. Die Zwillingsmutter bereicherte die ARD-Sendungen mit Humor und kluger Analyse - und nicht zuletzt mit ihrem Lachanfall wegen eines Kommentars ihres Experten-Kollegen Kevin-Prince Boateng.
Als alles vorbei ist, das Achtelfinale gegen England abgepfiffen, die 0:2-Niederlage und das Ausscheiden unabwendbar, da geht der In-diesem-Moment-gerade-noch-Bundestrainer Joachim Löw einfach aus dem Stadion. Er reicht seinem Kollegen Gareth Southgate die Hand, dieser wagt eine Umarmung. Löw läuft Richtung Ausgang, trifft auf Thomas Müller, drückt diesen. Löw klemmt sein Sakko unter den Arm und verschwindet in den Katakomben des Wembley-Stadions.
Als das Vorrunden-Aus gerade noch abgewendet wird, bejubelt Leon Goretzka sein Tor zum 2:2-Endstand gegen Ungarn mit einer ganz speziellen Geste. Er formt ein Herz mit beiden Händen und zeigt es in Richtung des ungarischen Fanblocks. Später twittert der Mittelfeldmann des FC Bayern das Foto mit den Worten «Spread Love» (Verbreitet Liebe) und Regenbogenfahnen-Emoji. Der 26-Jährige zählt (nicht nur wegen dieser Szene) zu den wenigen deutschen EM-Gewinnern.
Es sind Bilder, die man lange nicht gesehen hat im Fußball. Faszinierend, aber auch verstörend und gefährlich. Zum Spiel Portugal gegen Ungarn kommen 55.662 Fans in die Puskas Arena in Budapest. «Man kann nur hoffen, dass nix passiert», sagt Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Auf den Plätzen im Stadion gilt keine Maskenpflicht, die Menschen stehen dicht an dicht. Im Londoner Wembley-Stadion werden für Halbfinals und Endspiel 60.000 Fans zugelassen.
Mittlerweile schon Kultstatus hat der liebevoll gegrölte Neil-Diamond-Klassiker «Sweet Caroline», den die sieges- und finaltrunkenen englischen Fans gerne im Stadion anstimmen. Nicht die einzige musikalische Fußnote der EM. Sogar die Wachen des britischen Thronfolgers Prince Charles und seiner Frau, Herzogin Camilla, durften zuletzt im Garten der Residenz Clarence House in London die Fußballhymne «Three Lions» («Football's Coming Home») spielen.
Ruben Vargas schien untröstlich. Nach dem Elfmeter-K.o. gegen Spanien weinte der Profi des FC Augsburg bitterlich in den Armen von Nationaltrainer Vladimir Petkovic. Auch der Gladbacher Torwart Yann Sommer hatte feuchte Augen nach dem Viertelfinal-Aus. Andere schämten sich ihrer Tränen ebenfalls nicht: Ob DFB-Profi Joshua Kimmich voller Frust nach dem Achtelfinal-Aus oder aber die um das Leben ihres Mitspielers Christian Eriksen bangenden Dänen.
Als das politische Symbol schlechthin wird der Kniefall von diesem Turnier in Erinnerung bleiben. Vor jeder ihrer Partien gehen die englischen Nationalspieler kurz vor dem Anpfiff für einen Moment mit dem Knie auf den Boden - als Geste gegen Rassismus. Einige Teams solidarisierten sich, andere lehnten den Kniefall ab. «Ich finde die Geste gut», sagte Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah. Vor dem Aus gegen England knieten auch Löw und die DFB-Profis.
Hach, dieser Giorgio Chiellini! Man kann Italiens Kapitän nicht nicht mögen. In den passendsten und unpassendsten Momenten grinst und lächelt der 36-Jährige. In Erinnerung bleiben wird jedenfalls die Szenerie vor dem Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Spanien. Beim Münzwurf albert Chiellini mit Schiedsrichter Felix Brych und seinem spanischen Kollegen Jordi Alba. Er nennt Alba scherzhaft «Lügner», kneift ihm in die Wange und drückt ihn herzlich.
Beim Spiel Türkei gegen Wales in Baku sitzt UEFA-Chef Aleksander Ceferin auf der Ehrentribüne zwischen Aserbaidschans Machthaber Ilham Aliyev und Recep Tayyip Erdogan. Der türkische Staatspräsident hatte am Vortag die Stadt Schuscha besucht, die im Krieg um Berg-Karabach von Aserbaidschan zurückerobert worden war. Die Kontakte zwischen Funktionären und Spitzenpolitikern sorgen immer wieder für Debatten. Gut fürs Image sind solche Bilder nicht.
Selten passte das Wörtchen ausgerechnet so gut wie bei den Elfmeter-Niederlagen von Weltmeister Frankreich und des früheren Europameisters Spanien. Gegen die Schweiz scheiterte ausgerechnet der französische Nachwuchsstar Kylian Mbappé als letzter Elfmeterschütze an Torwart Yann Sommer. Im Duell mit Italien schoss Álvaro Morata (80.) seine Spanier mit dem späten Ausgleich in die Verlängerung. Ausgerechnet er scheiterte dann vom Punkt an Gianluigi Donnarumma.
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(dpa)
Illgner ist absolut unverkäuflich. Wir verkaufen ja auch nicht den Kölner Dom!
— Kölns Trainer Peter Neururer über einen angeblichen Transfer von Bodo Illgner zu Real Madrid. Einen Tag später wechselte der Keeper nach Spanien...