Teamvergleich: FC Bayern nach 21 Jahren wieder gegen Dynamo Kiew

von Carsten Germann14:57 Uhr | 28.09.2021
Foto: Imago

Bayern München kann in Gruppe E der Champions League gegen Dynamo Kiew am Mittwoch schon klar Schiff machen. Mit zwei Siegen bliebe der CL-Sieger von 2020 souverän auf Achtelfinal-Kurs. Für die Bayern ist es gegen die Ukrainer ein Wiedersehen nach mehr als zwei Jahrzehnten. Der Fussballdaten-Teamvergleich

Stefan Wessels, Michael Wiesinger, Slawomir Wojciekowski, Antonio di Salvo, Nisse Johansson – Franz Beckenbauer (76) wunderte sich am 23. März 2000 zu Recht. „Ich weiß gar nicht, ob ich die alle kenne, die heute spielen.“ Mit einer „B-Mannschaft“ trat der FC Bayern München an diesem Mittwochabend bei Dynamo Kiew an – und verlor in der winterlichen Umgebung der ukrainischen Hauptstadt mit 0:2. Trainer Ottmar Hitzfeld konnte sich das erlauben, denn die Münchner waren bereits für die nächste Runde qualifiziert.

Historie: Kiew warf Bayern nur ein Mal raus

Für Dynamo Kiew, einen Vorzeigeklub der Ukraine und der ehemaligen UdSSR, war es einer von nur zwei Siegen gegen den FCB. Und das nach einer Pause von 23 Jahren. Am 16. März 1977 verhinderte das Star-Team aus der Ukraine den Einzug des FC Bayern ins Halbfinale der Landesmeister. Angeführt vom legendären Oleg Blochin (68, 211 Tore in 433 Liga-Spielen für Dynamo), der nach Ende des Kalten Krieges ausgerechnet nach Österreich zu Vorwärts Steyr wechselte, machte Dynamo das 0:1 aus dem Münchner Hinspiel noch wett.

Gegner bei Bayerns Champions-League-Premiere

Dynamo Kiew war danach Gruppen-Gegner der Bayern in deren Champions-League-Premiere 1994/95. Beide Spiele – 1:0 im Olympiastadion und 4:1 in Kiew – gingen an die Münchner. Das Hinspiel war der erste Sieg für die Bayern überhaupt in diesem 1992 novellierten Wettbewerb und Bernd Schuster beantwortete die Frage von Showmaster Thomas Gottschalk (RTL) im Anschluss klar: „Die Champions League ist praktisch die Liga der Champions.“ Gut, zu wissen…

Bis zum März 2000 konnte Dynamo Kiew danach kein Europacup-Spiel mehr gegen den FC Bayern gewinnen. Im Halbfinale der Champions League 1998/99 meisterten die Münchner gegen die Ukrainer die letzte Hürde. 3:3 in Kiew und 1:0 zu Hause durch einen Geniestreich von Mario Basler. Und wieder war es Franz Beckenbauer, der orakelte. „Wir haben noch nichts gewonnen, aber das könnte ein großes Jahr für uns werden.“ Wurde es nicht, denn das Finale verloren die Bayern auf denkwürdige Weise mit 1:2 gegen Manchester United – und auch im DFB-Pokal-Endspiel gegen Bremen zogen sie in der Elfmeter-Lotterie den Kürzeren. Den Bayern blieb nur die Deutsche Meisterschaft.

Fünf Siege, ein Remis und zwei Niederlagen stehen bei einem Torverhältnis von 12:9 bei den Bayern auf dem Datenblatt.

True Form: Dynamo Kiew und Bayern dominieren ihre Ligen

Die Tagesform spricht vor dem Spiel am Mittwoch erst Recht für den deutschen Rekordmeister. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann gewann die letzten fünf Pflichtspiele allesamt (siehe dazu das aktuelle True-Form-Ranking von Fussballdaten.de). Dynamo Kiew hat nur beim 0:0 zum Gruppenspiel-Auftakt in der Champions League gegen Benfica Lissabon Punkte liegen lassen. Ansonsten liest sich die Bilanz der Ukrainer fabelhaft: 12:0 Tore und vier Siege aus vier Spielen in der heimischen Premjer-Liha.  

Der Robert Lewandowski von Kiew heißt Viktor Tsygankov. Der 23-jährige Mittelfeldspieler hat sieben, „Lewy“ bereits neun Saisontore erzielt. Auch bei den Vorbereitern und den Scorern sind die Bayern den Dynamos eine Pelzkappenlänge voraus. Leroy Sané hat bereits sieben Tore vorbereitet. Oleksandr Tymchyk kommt auf drei Assists, Tsygankov ist mit acht Punkten Top-Scorer der Gäste.

Einen Vorteil hat Kiew

Einzig, wenn es um Trainer-Erfahrung geht, stechen die Ukrainer die Münchner aus. Der legendäre Rumäne Mircea Lucescu (76) hat u. a. in Diensten von Dynamo, Zenit St. Petersburg, Schachtjor Donezk und Besiktas Istanbul bereits 140 Champions League- und 70 Europa-League-Spiele gemacht. Er gewann mit Donezk 2009 die letzte Ausgabe des UEFA-Cups, vor der Umbenennung des Wettbewerbs. Unter diesem Aspekt firmiert Nagelsmann als „Rookie, der Anfänger“ – der 34-jährige Bayer hat mit den Münchnern, RB Leipzig und 1899 Hoffenheim 27-mal in der Champions League gespielt – und sechs Mal mit „Hoffe“ in der Europa League.

Die Routine des Trainers dürfte der einzige Vorteil für Dynamo Kiew sein. In einer Online-Umfrage von uefa.com rechnen 92 Prozent der Teilnehmer mit einem Sieg für den FC Bayern, nur fünf Prozent trauen Dynamo den ersten Auswärtssieg in München zu. 



Wir sollten alle den Calli mal umarmen... oder es zumindest versuchen.

— Rolf Töpperwien