Der BVB und die Gegentore – Die Standardschläfer!
von Carsten GermannBorussia Dortmund hatals Tabellenzweiter der Fußball-Bundesliga bereits elf Gegentore kassiert. Mehrals jedes andere Team in der Top vier, und unter den ersten neun Klubs zeigtesich nur Hertha BSC (12 Gegentreffer) schlechter in der Defensivleistung. DasGrundproblem der Dortmunder stammt noch aus Zeiten unter Trainer Lucien Favre:Die Standardsituationen!
„Standard? Mäßig!“, so umschrieb das Kicker-Sportmagazin das Dortmunder Problem in derDonnerstag-Ausgabe. „Wir bekommen mal wieder so ein dummes Tor“, sagteBVB-Kapitän Marco Reus (32) bei DAZN nach dem am Ende noch wackeligen 4:2 gegen den 1. FC Union Berlin. Und meinte damit wieder einmal einen Gegentreffer nacheinem ruhenden Ball.
Die Statistik lehrt: Borussia Dortmund kassiert Liga weitdie mit Abstand meisten Treffer nach einer Standardsituation. Sechs der elfGegentreffer des BVB resultierten aus einem Standard – 54,5 Prozent und ein fürein Spitzenteam unwürdiger Wert! Zum Vergleich: Bayern München, Dortmunds letzterGegner Union und die TSG 1899 Hoffenheim schluckten in den ersten fünf Spielennoch gar kein Standard-Gegentor.
Wie im Vorjahr:Keiner kassiert mehr Standard-Gegentore als der BVB!
Anders gesagt: Neue Saison, alte Probleme. Die Anfälligkeitbei Freistoßflanken oder nach Ecken war schon 2020/2021 – anfangs noch unterMonsieur Le Favre – das Hauptproblem des BVB. 18 von 46 Gegentoren fielen nachruhenden Bällen. Wie in diesem Jahr war das auch in der letzten Spielzeit Liga-Bestwert.39,1 Prozent an Standard-Gegentreffern standen gerade mal 17,9 Prozent bzw. siebenToren beim Schlusslicht in diesem Ranking im Vorjahr, Bayer Leverkusen,gegenüber.
Auffällig ist, dass es die damals von BVB-Trainer Marco Rose (45) betreute Borussia aus Mönchengladbach viel besser machte als derwestfälische Vereinsnamensvetter. Die Standard-Quote der „Fohlen“ betrug 2020/2021unter der Regie von Marco Rose nämlich nur 25 Prozent (14 Tore), damit lagGladbach auf Rang 15.
Gladbach zeigte imersten Jahr unter Rose auch Standard-Schwächen
Da nützt es wenig, das belegen auch die vom Kicker am Donnerstag präsentiertenWerte, dass der BVB in der zweiten Saison unter Lucien Favre, 2019/2020 im Standard-Gegentor-Rankingvor den Gladbachern und dem von RB Salzburg verpflichteten Marco Rose stand. MönchengladbachsAnteil an Standard-Gegentoren lag damals bei 32,5 Prozent (13 von 40 Toren).Dortmund kam auf „nur“ 24,4 Prozent an Gegentreffern nach ruhenden Bällen wieetwa Freistoßflanken oder Ecken. 10 von 41 Toren fielen gegen die Borussia ausdiesen Situationen heraus. Das ist, vergleicht man es mit dem damaligenTabellenletzten FC Augsburg (11,1 Prozent / sieben von 63 Toren), immer noch sehrviel.
2019: BVB-Panikorchesterin der Abwehr kostete den Titel
Vor allem: Statistisch gesehen ist es ein Ausreißer nachoben. Denn in der Beinahe-Meistersaison 2018/2019 scheiterte Borussia Dortmundnicht nur an den vermeintlich kleinen Gegnern (0:0 beim 1. FC Nürnberg, 1:2 beim FC Augsburg, 1:2 bei Fortuna Düsseldorf). Die Standard-Schläfer vom BVBverpassten die Meisterschaft auch durch 19 von 44 Gegentoren nach ruhendenBällen. Bei Eckbällen oder Freistößen aus dem Halbfeld wurde die Abwehr vorTorhüter Roman Bürki zum Panikorchester! 43,2 Prozent an Standard-Gegentorenwaren der höchste Wert der Saison 2018/2019.
Auch dieses Mal könnte die Standard-Schwäche den BVB dieLorbeeren kosten. Eine Lösung hat man in Dortmund noch nicht. Nur eineDiskussionsgrundlage. „Wir müssen bei Standardsituationen einfach besserverteidigen, das ist einfach unerklärlich. Wir werden und müssen uns darüberunterhalten“, so Marco Reus nach dem Spiel gegen Union Berlin.