BVB und Sahin im Krisenmodus: Gesund zur Wende?

von Marcel Breuer | dpa3 hours ago
Steht mit dem BVB enorm unter Druck: Trainer Nuri Sahin.
Foto: Bernd Thissen/dpa

Den Stress und die vielen Sorgen ließ sich Nuri Sahin nicht anmerken. Auch im Krisenmodus bleibt der Trainer von Borussia Dortmund ruhig - zumindest äußerlich. Mit vielen schonungslosen internen Gesprächen, akribischer Arbeit und im Wissen um die Rückendeckung der Bosse versucht der 36-Jährige, den wankenden BVB irgendwie wieder auf Kurs zu bringen. Dafür hat er aber kaum Zeit.

Eintracht Frankfurt
Bundesliga
Rang: 3Pkt: 33Tore: 40:24

Das 2:4-Debakel bei Aufsteiger Kiel hat Sahin tief getroffen und eine ganze Nacht beschäftigt. Das Vertrauen in seine Mannschaft lässt sich der Coach vor dem eminent wichtigen Spiel gegen Eintracht Frankfurt dennoch nicht nehmen.

Grippewelle überstanden

«Ich weiß, dass die Jungs morgen da sein werden. Ich weiß, dass wir eine Reaktion zeigen werden. Ich vertraue da meinen Spielern weiterhin», sagte Sahin kämpferisch.

Ein Problem hat sich vor dem Freitagabendspiel (20.30 Uhr/DAZN) erledigt: Die Grippewelle, die zuletzt zu zahlreichen Ausfällen führte, hat Borussia Dortmund überstanden. Außer Innenverteidiger Niklas Süle stehen Sahin alle Spieler zur Verfügung. Doch auch wenn alle fit sind: Viele Fragezeichen bleiben.

Der BVB hatte zuletzt nicht nur ein Krankheitsproblem, sondern auch ein Führungsproblem auf dem Platz. Erfahrene Profis wie Julian Brandt, Marcel Sabitzer oder Kapitän Emre Can konnten die Mannschaft nicht mitreißen. Die eigentlich als absolute Leistungsträger eingeplanten Profis kämpfen mit eigenen Unzulänglichkeiten.

Sahin erwartet auch mal «Klartext»

Bei Spielen wie in Kiel, als beim BVB gar nichts zusammenlief, wolle er gerade von den Führungsspielern sehen, «dass sie das Heft in die Hand nehmen», sagte Sahin. Er erwarte auch mal «Klartext» auf dem Platz. Mit Blick auf Nationalspieler Brandt sagte er zudem: «Es ist natürlich klar, dass Jule einer von diesen Spielern ist. Er ist sich der Lage bewusst. Er will mit anpacken.»

Sahin habe seine Mannschaft in den vergangenen Tagen niedergeschlagen, aber auch sehr selbstkritisch erlebt, berichtete der Coach. Das Hadern mit der bemerkenswert schwachen Leistung und die Analyse seien jetzt abgeschlossen. Alles andere bringe nichts. «Es muss auch für mich und mein Trainerteam weitergehen», sagte er.

Der Coach weiß natürlich, dass nach der schwächsten Hinrunde seit zehn Jahren auch über seinen Job diskutiert wird. Dass Sahin eine weitere Niederlage als BVB-Coach überstehen würde, ist möglich. Sicher ist es im schnelllebigen Fußballgeschäft aber nicht. Viel hängt wohl von der Art und Weise des Dortmunder Auftritts bei der Eintracht ab.

Wie lange hält das Vertrauen der Bosse?

Ein weiterer fußballerischer Offenbarungseid würde die Verantwortlichen beim BVB um Geschäftsführer Lars Ricken noch mehr unter Druck setzen - auch wenn die Bosse eigentlich großes Vertrauen in Sahin haben. Ein Scheitern des Trainers wäre auch für sie ein schwerer Schlag.

Der frühere BVB-Profi, der auch in der Mannschaft großen Rückhalt genießt, soll das Team weiterentwickeln. Das Minimalziel Champions-League-Qualifikation muss Sahin aber erreichen - allein schon wegen der damit verbundenen Einnahmen. Vor dem Rückrundenstart beträgt der Rückstand auf Rang vier für den BVB schon fünf Punkte. Bei einer Niederlage beim Tabellendritten in Frankfurt würde er wohl weiter anwachsen.

Angesichts der Stärke des Gegners und der eklatanten Dortmunder Auswärtsschwäche scheint ein Ende der BVB-Krise ausgerechnet bei der Eintracht unwahrscheinlich. Erst ein Sieg gelang dem Revierclub in dieser Bundesliga-Saison auf fremdem Platz.

Auch Sahin sieht die Hessen als «Topgegner». Der Coach sagt aber auch: «Vielleicht ist das auch gerade der Gegner, den wir brauchen, um das wettzumachen, was wir geleistet haben.»

(dpa)





Bayern war so pleite wie vor etlichen Jahren Schalke und Dortmund zusammen. Toter geht es nicht. Csernai war der Rettungsanker für den FC Bayern.

— Paul Breitner