Es war der 10. September 1999 in der Bundesliga. Im Freitagsspiel empfing der FC Hansa Rostock den Aufsteiger SSV Ulm. Eigentlich keine spektakuläre Partie, dachte man bei sich. Doch es wurde ein Rekordspiel in der deutschen Eliteliga. Rostock gegen Ulm endete mit vier Roten Karten.
SSV Ulm 1846
2. Bundesliga
•Rang: 16•Pkt: 14•Tore: 16:20
Janusz Gora (61) hat es in Deutschland mit nur einem einzigen Wort in eine der großen Unterhaltungssendungen geschafft.
„So ein Schiedsrichter in erste Bundesliga – Skandal!!!“, brüllte der polnische Abwehrspieler des SSV Ulm am 10. September 1999 und nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg) erbost in die TV-Kameras.
Stefan Raab von TV Total griff diesen Ausruf spontan auf und legte ihn fortan unter einen seiner berühmt-berüchtigten Jingle-Knöpfe am Studio-Pult.
TV Total erlebten die Zuschauer von RAN – SAT1-Fussball auch an diesem Freitag. Von wegen langweilige Partien zum Start in den 4. Spieltag!
Rostocks Stürmer Victor Agali, der „die Kogge“ kurz vor dem Spielende mit dem 2:1 (90.) gegen 7 tapfere Schwaben erlöste, vermutete gar einen Sportartwechsel.
„Spielt man Fußball, dann spielt man Fußball. Wenn man Rugby spielen will, spielt man eben Rugby“, so der nigerianische Stürmer nach dem Spiel.
Was war passiert? Die Partie FC Hansa Rostock gegen den SSV Ulm (2:1) brach einen 33 Jahre alten Bundesliga-Rekord. Seit 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Bayern München (1:2) am 23. April 1966 waren nie mehr Spieler in einem Bundesliga-Match vorzeitig in die Kabinen geschickt worden.
Erwischte es 1966 am Betzenberg drei Profis des FCK, so galt nun für vier Ulmer „These Boots are made for walking“!
Mit den technischen Mitteln von heute (VAR) wäre auch ein fünfter SSV-Spieler noch vom Platz geflogen: Joachim Stadler leistete sich einen Ellenbogenschlag gegen Matchwinner Agali.
Da wären wir dann wieder beim Rugby…
Wer mehr Tore schießt, gewinnt. Das ist brutal und kriminell.
— Jeff Strasser